Sommerfrische
Berlin zu Gast in Schwalenberg

Die Lippische Kulturagentur, Landesverband Lippe, beleuchtet
in Kooperation mit dem Verein Berliner Künstler erstmals in einer
Doppelausstellung die wechselseitigen Beziehungen zwischen Berliner
KünstlerInnen und der Malerstadt Schwalenberg.

Ungefähr in der Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten die ersten Künstler
das abgelegene, idyllische Ackerbürgerstädtchen Schwalenberg in Südostlippe.
Unter ihnen waren schon früh Künstler aus Berlin. In den folgenden
Jahrzehnten intensivierten sich die Beziehungen, es kamen immer mehr
Berliner Künstler in den Sommermonaten nach Schwalenberg um dort zu
malen. So entstand kurz nach der Jahrhundertwende eine temporäre Künstlerkolonie, vor allem in den Sommermonaten, die ihre Blütezeit in der Zeit
von 1919-1933 hatte.

Eine wichtige Rolle spielten hierbei Mitglieder des Vereins Berliner Künstler,
die durch persönliche Kontakte, Ausstellungen sowie Exkursionen mit ihren
SchülerInnen Schwalenberg unter der Berliner Künstlerschaft bekannt machten.
Die Ausstellung nimmt daher insbesondere die Verbindung der Mitglieder
des Vereins Berliner Künstlers nach Schwalenberg in den Blick, berücksichtigt
aber auch deren Künstlerkollegen und Kolleginnen, die keine Vereinsmitglieder
waren.

Desweiteren geht die Ausstellung der Frage nach, was Künstler aus der
Großstadt Berlin ausgerechnet in einen ländlichen Ort wie Schwalenberg
zog, liegt dieser doch weit entfernt von einer Großstadt mit Kunstakademie.
Diese Entwicklung lässt sich nur vor dem Hintergrund der allgemeinen Bewegung
der Plein-Air Malerei, also der Freilicht-Malerei erklären, die im 19. Jahrhundert
in Frankreich entstand und sich schnell über ganz Europa ausbreitete. Die Maler, die nach Schwalenberg kamen, folgten demnach einem Zeitphänomen: Immer mehr Künstler auch in Deutschland verließen ihre Ateliers, um unmittelbar in der Natur unter freiem Himmel nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen zu suchen.

Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und im 21. Jahrhundert
zog und zieht es regelmäßig Künstler aus den Städten hinaus in die Natur.
Oftmals gegen die vorherrschenden Kunstströmungen behielten die Künstler
ihren Weg bei, sich von der Natur inspirieren zu lassen, und setzten dies auf
unterschiedlichste, spannende Weise in ihren Arbeiten um. Schwalenberg
bildet dabei weiterhin einen Anziehungspunkt. Jährlich kommen Berliner
Künstler nach Schwalenberg, um dort für einige Zeit zu leben und zu arbeiten
– als Dozenten der Sommerakademie, aber auch, um ihre eigene künstlerische
Arbeit voranzutreiben. Darüber hinaus waren immer wieder Berliner Künstler
als Stipendiaten in Schwalenberg, oder aber stellten dort im Robert Koepke
Haus, dem Museum für zeitgenössische Kunst, aus.

Der erste Teil der Ausstellung in der Städtischen Galerie Schwalenberg
widmet sich den historischen Positionen und dokumentiert anhand von
Gemälden und Grafiken die Rolle der Berliner Künstler, die es seit der Mitte
des 19. Jhs. nach Schwalenberg zog. Dabei werden einige wichtige Künstlerpersönlichkeiten wie Hans Licht (1876-1935), Magnus Zeller (1888-1972),
Franz Born (1881-1917) oder auch die beiden Robert Kämmerers (Robert
Kämmerer d.Ä. 1870-1950; Robert Kämmerer Rohrig, 1893-1977) in den
Mittelpunkt gestellt und im Kreise ihrer Künstlerkollegen und Schüler präsentiert.

Der zweite Teil der Ausstellung mit dem Titel »SOMMERFRISCHE_reloaded.
Zeitgenössische Berliner Positionen 1982-2013« präsentiert im Robert
Koepke Haus in Schwalenberg anhand von Arbeiten gegenwärtiger Mitglieder
des Vereins Berliner Künstler, die regelmäßig außerhalb Berlins arbeiten –
sowohl in Schwalenberg als auch an anderen Orten – einen Querschnitt durch
die zeitgenössische Plein-Air Malerei und zeigt ihren Facettenreichtum auf.

Teilnehmende KünstlerInnen sind Dagmar Diekmann, Gerhard Gabel,
Hans-Jürgen Gabriel, Marianne Gielen, Claudia Hartwig, Susanne Knaack,
LOUIS, Christin Lutze, Matthias Koeppel, Peter Moeller, Klaus Mollenhauer,
Helga Ntephe, Renate Pfrommer, Michaela Rothe, Evelyn Sommerhoff,
SOOKI, Andrea Streit, Jürgen Tenz.

Die Ausstellung und der Katalog wurden von der Lippischen Kulturagentur,
Landesverband Lippe, in Kooperation mit dem Verein Berliner Künstler
erarbeitet. Neben den Ausstellungen in Schwalenberg ist für 2014/15 eine
weitere Präsentation in Berlin geplant.

Der VEREIN BERLINER KÜNSTLER (VBK) ist eine selbstverwaltete und
unabhängige Vereinigung bildender Künstler/innen, die in Berlin leben und/
oder arbeiten. Die vereinseigene Galerie am Schöneberger Ufer wirkt als
Plattform für unterschiedliche Ausstellungsformate sowie Diskursveranstaltungen.
Darüber hinaus kooperiert der VBK mit nationalen wie internationalen
Organisationen und realisiert Kunstprojekte im In- und Ausland.
Gegründet 1841 ist der VBK der älteste

Vanessa Heitland M. A.